Sommersemester 2019
Vorträge in Kooperation mit der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft
DPhG-Vorträge im Sommersemester 2019
Dienstag, 7. Mai 2019
Jun.-Prof. Dr. Sebastian Wicha
Institut für Pharmazie, Klinische Pharmazie,Universität Hamburg
„One size fits nobody? Mit Pharmakometrie und TDM zu besseren Dosierungen.”
Die Pharmakometrie ist ein junges wissenschaftliches Feld an der Schnittstelle zwischen Pharmazie, Medizin und Mathematik. Der erste Teil des Vortrags fokussiert auf präklinische Anwendungen der Pharmakometrie und zeigt an einen Beispiel aus der infektiologischen Forschung, wie pharmakometrische Modelle zur Planung bzw. Vorhersage von Phase II-Studien genutzt werden können. Im zweiten Teil wird anhand von Beispielen gezeigt, wie mittels Pharmakometrie Daten aus der klinischen Routine genutzt werden können, um Dosierungsschemata für spezielle Patientenpopulation (Organinsuffizienzen) zu entwickeln. Schließlich wird das TDMx-Projekt vorgestellt, mit dessen Hilfe im Therapeutischen Drug Monitoring patientenindividuelle Präzisionsdosierungen berechnet werden können, um die Effektivität und Sicherheit der Arzneimitteltherapie zu verbessern.
Dienstag, 25. Juni 2019
Dr. Henning Hintzsche
Institut für Pharmakologie und Toxikologie, Universität Würzburg
„Toxikologie der Todesstrafe“
Bei der Todesstrafe durch Gift werden häufig Substanzen eingesetzt, die auch in Arzneimitteln Verwendung finden. Der Vortrag gibt zunächst einen kurzen Überblick über die Todesstrafe und die verschiedenen Arten der Durchführung. Thematisiert wird auch die Verbreitung im internationalen Ländervergleich. An drei Beispielen wird die Todesstrafe durch Gift näher erläutert. Der sogenannte Schierlingsbecher war vor allem in der Antike verbreitet, er enthält Coniin, das als nikotinerger Acetylcholinrezeptorantagonist muskelrelaxierend wirkt und bei hohen Dosen zu Atemlähmung führt. Inhalationsgifte, insbesondere Kohlenmonoxid und Blausäure, wurden vor allem zur Zeit des Nationalsozialismus eingesetzt, kommen aber teilweise auch heute noch zur Anwendung. In vielen Ländern, die die Todesstrafe anwenden, ist heute die sogenannte Giftspritze die verbreitetste Methode; typischerweise enthält sie eine Kombination aus einem Barbiturat, einem stabilisierenden Muskelrelaxans und Kaliumchlorid. Abschließend werden einige Sonderfälle vorgestellt.
Dienstag, 16. Juli 2019
Prof. Dr. Ulrike Holzgrabe
Institut für Pharmazie und Lebensmittelchemie, Lehrstuhl für Pharmazeutische Chemie, Universität Würzburg
„Lieferengpässe, Fälschungen, vergiftete Arzneimittel – was kommt noch?“
Die Europäische Union hat schon 2011 eine Fälschungsschutzrichtlinie erlassen, um zu verhindern, dass Arzneimittelfälschungen in die legale Vertriebskette Hersteller – Großhändler – Apotheke/Krankenhaus ihren Weg finden. Auf Grund dessen wurde nur ein Jahr später die securPharm e.V. von vfa, BPI, BAH, PHAGRO und ABDA gegründet. Nach einer fünfjährigen Pilotphase ging am 9.2.2019 das System der „end-to-end“-Prüfung, das im Kern aus dem „Data-Matrix-Code“ besteht, an den Start. Dieses System soll uns vor Arzneimittelskandalen, wie sie jüngst über Lunapharm berichtet wurden, schützen, Diese Sicherheit wäre für den Patienten überaus wichtig, denn sie profitieren von der damit verbundenen Therapiesicherheit. Aber auch die herstellende Industrie hat einen wirtschaftlichen Vorteil, denn der Schaden, der durch das Einbringen von Arzneimittelfälschungen in die Vertriebskette entsteht, ist nicht unerheblich. Es gibt wesentlich mehr dieser Fälle als von der Presse berichtet werden, da sie häufig aufgedeckt und die Chargen von der Pharmaindustrie aufgekauft werden, so dass sie gar nicht auf dem Markt erscheinen. Es soll an dieser Stelle aber auch betont werden, dass der bürokratische Aufwand und die damit verbundenen Kosten für die Apotheken erheblich sind und dass die Sicherheit leider nicht so groß ist wie intendiert.
Aber die Probleme mit Arzneimittelfälschungen gehen noch weiter. Unter Fälschungen versteht man auch Arzneimittel mit zu wenig oder gar keinem Wirkstoff, verunreinigten Wirkstoffen und anderen Makeln. Hier gibt es kontinuierliche Berichterstattungen des BfArM, der FDA und der WHO. Diese Probleme gibt es schon lange nicht mehr nur in sogenannten Entwicklungsländern, die sich übrigens intensiv um die Verbesserung der Lage bemühen, sondern auch in den Industrieländern. Letztlich kann man die Verunreinigung von Valsartan und weiterer Sartane mit Nitrosaminen, von denen im Sommer 2018 berichtet wurde, in die Kategorie von Arzneimitteln minderer Qualität und damit als gefälschte Arzneimittel einordnen. Hier kann securPharm gar nicht helfen.